!Respect-Netzwerktreffen: !SocialSkills – was dann?

Nachdem eine !SocialSkills-Maßnahme von !Respect in der Schule abgeschlossen worden ist, zeigt sich zunächst einmal schnell die beabsichtigte Wirkung. Aber diese positive Wirkung kann auch wieder relativ schnell verpuffen, sagt Martina Reiske, Schulleiterin der Bielefelder Sudbrackschule, in der !SocialSkills vor gut zwei Jahren durchgeführt wurde. Daher hat man in der Sudbrackschule unmittelbar nach der Projektdurchführung eine Steuergruppe eingesetzt – mit dem Ziel, !SocialSkills möglichst nachhaltig im Schulprogramm zu verankern. Das berichtete Martina Reiske im Rahmen ihres Impulsbeitrags beim Online-Netzwerktreffen für !Respect-Projektschulen. Thema des Netzwerktreffens am 29.02.2024 war die Fragestellung, welche Maßnahmen dabei helfen können, eine nachhaltige Veränderung des Schulklimas zu bewirken.

Das Stopp-Regel-Plakat ist für viele Kinder zu komplex, meint Martina Reiske.
Das Stopp-Regel-Plakat ist für viele Kinder zu komplex, meint Martina Reiske.

Die Steuergruppe der Bielefelder Grundschule stellte schnell fest, dass es mit dem Aufhängen der !Respect-Stopp-Regel-Plakate in den Klassenräume nicht getan war. Viele Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf oder Wahrnehmungsstörungen wurden gar überfordert. Das Plakat ist laut Martina Reiske für einige Kinder zu komplex. Zur besseren Visualisierung hat man daher in ihrer Schule das Stopp-Regel-Plakat "abgespeckt" und Klappkarten entwickelt, bei denen die Kinder einfacher erkennen können, "wann was dran ist", sagt die Bielefelder Schulleiterin.

Die Einführung der dreistufigen Stopp-Regel bringt sehr schnell eine spürbare Veränderung, weil die Regel sehr eingängig ist und es sehr einfach ist, "Stopp" zu üben, "Stopp" zu sagen. Das könne man auch schnell mal im Unterricht oder in der OGS üben. Jedes Kind in der Sudbrackschule kennt die Regel und weiß, "Stopp heißt Stopp". "Wissen heißt aber noch nicht, dass diese Regel dann auch immer umgesetzt wird", erklärt Martina Reiske. Diese Erfahrung sei der "Knackpunkt" gewesen, weshalb man in der Sudbrackschule beschlossen hat, dem !Respect-Ziel eines wertschätzenden Miteinanders mit täglichen Übungseinheiten noch näher zu kommen. Während des ritualisierten Schulbeginns werden in jeder Klasse Klappkarten eingesetzt, an denen sich die Kinder orientieren können. Hier werden nun auch Miniübungen von !Respect integriert. Die Klappkarten dienen der visuellen Unterstützung, um den Kindern dabei zu helfen, sich an bestimmte Verhaltensregeln zu erinnern und diese zu internalisieren. Auf der Vorderseite der Klappkarte können die grundlegenden Verhaltensregeln dargestellt werden, z. B. "Höflich sein", "Zuhören", "Andere respektieren". Auf der Innenseite der Karte können konkrete Beispiele und Erklärungen für jedes Verhalten gegeben werden. Z. B. kann für die Regel "Zuhören" erklärt werden, dass man seinen Mitschüler*innen aufmerksam zuhören sollte, wenn sie sprechen, und keine Unterbrechungen machen sollte. Die Schulkinder können auch zu Selbstreflexion ermutigt werden. So kann auf der Innenseite der Karte angeregt werden zu reflektieren, wie gut man sich an die Verhaltensregeln gehalten hat. Z. B. durch Verwendung einer Skala, um anzugeben, wie gut man sich an jede Regel gehalten hat, oder mit Raum für persönliche Gedanken oder Verbesserungsvorschläge.

Logbuch für Spiele und Übungen zum sozial-emotionalen Lernen von !Respect (Copyright Sudbrackschule)
Logbuch für Spiele und Übungen zum sozial-emotionalen Lernen von !Respect (Copyright Sudbrackschule)

Die Steuergruppe der Sudbrackschule hat neben der Einführung von Klappkarten mit !SocialSkills-Bezug auch beschlossen, die !SocialSkills-Inhalte mit anderen Maßnahmen zu verzahnen. „!SocialSkills spielt nun auch in Bereiche wie Streitschlichter*innen-Ausbildung, Schüler*innenparlament und Glücksunterricht herein“, berichtet Schulleiterin Martina Reiske. So könne das, was im !SocialSkills-Training gelernt wurde, mit vielen verschiedenen Stellschrauben an die Kinder herangetragen werden.

Um nachzuhalten, wann welche Spiele und Übungen von !Respect im Unterricht zum Einsatz gekommen sind, liegt in jedem Klassenbuch der Sudbrackschule eine Art Logbuch. Auf diesem Logbuch-Blatt ist auch noch einmal der Zugang zu den !Respect-Online-Lehrmaterialien abgedruckt. So wird man als Lehrkraft immer wieder daran erinnert, diese nachhaltig in den Unterricht einzubauen.

Im Anschluss an den Impuls aus der Bielefelder Grundschule gab es für die 15 Teilnehmenden, Schulleitungen, Schulsozialarbeiterinnen, Projektverantwortliche, Breakout Sessions, in denen in Kleingruppen besprochen wurde, welche Ideen aus der Sudbrackschule in der eigenen Schule umgesetzt werden könnten bzw. welche Maßnahmen man schon ergriffen hat, die eine nachhaltige Veränderung des Schulklimas bewirken. Einig war man sich darüber, dass insbesondere die Verwendung von Klappkarten für Verhaltensregeln dabei helfen kann, ein positives Klassen- und Schulklima zu schaffen, das auf gegenseitigem Respekt und Zusammenarbeit basiert. Klappkarten bieten eine konkrete und zugängliche Möglichkeit, um Verhaltensnormen zu vermitteln und zu überprüfen, ob sie von den Schüler*innen verstanden und umgesetzt werden. Es gab noch zahlreiche andere Impulse, so z. B. der Einsatz von Spielen und Übungen für ein respektvolles Miteinander während der Schulpausen im Rahmen der Schulsozialarbeit oder während des Sportunterrichts.

Die positiven Rückmeldungen zu Klappkarten, die es während des Netzwerktreffens gegeben hat, nimmt !Respect in jedem Fall zum Anlass, hierfür konkrete Inhalte zu liefern. Insbesondere die einzelnen Schritte der Stopp-Regel lassen sich auf einzelne Karten verteilen. !Respect ist hier natürlich auch dankbar für weiteren Input aus Projektschulen. Damit auch andere Schulen im Sinne des Netzwerkgedankens von guten Ideen profitieren können.


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