Online-Befragung von Schulleitungen, Lehrkräften und pädagogischen Mitarbeitenden zu !SocialSkills in 2019/20

Zeitraum und Anwendungsbereich der Erhebung

Von August 2019 bis März 2020 hat der !Respect e. V. sein Präventionsprogramm !SocialSkills evaluiert. Befragt wurden Schulleiter*innen, Lehrer*innen und pädagogische Mitarbei­ter*innen aus Schulen, an denen im Erhebungszeitraum !SocialSkills durchgeführt wurde. Die befragten Personen haben die Präventionsmaßnahme für Kinder im Rahmen von Hospitatio­nen bei Schüler*innentrainings, Fortbildungen und Infoveranstaltungen persönlich erfahren. Die teilnehmenden Schulen liegen in folgenden Bundesländern: Bayern, Bremen, Nieder­sachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen.

Methodik

Ein Online-Fragebogen wurde mit einem Link an die Schulleitungen per E-Mail verschickt. Die Schulleitungen wurden gebeten, selbst an der Befragung teilzunehmen und den Link zum Online-Fragebogen innerhalb ihrer Schule an Lehrer*innen und pädagogische Mitarbei­ter*innen mit der Bitte um Teilnahme weiterzuleiten. Der Fragebogen sollte nach Abschluss der !SocialSkills-Trainings ausgefüllt werden.

Grundlage für die Erhebung war ein Fragebogen für die Evaluation eines ähnlichen Präventi­onsprojekts aus dem Jahr 2009, welche durch die Deutsche Sporthochschule Köln mit Unterstützung des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung, Köln, durchgeführt wurde.

Die Befragten wurden gebeten, sowohl einzelne Maßnahmen des !Socialskills-Projekts zu beurteilen sowie ihren Gesamteindruck zum Ausdruck zu bringen und Anregungen zu geben.

Die meisten Fragen konnte man mit den fünf Antwortvorgaben

– sehr sinnvoll – sinnvoll – neutral– weniger sinnvoll – unsinnig

beantworten.

Jeweils eine Frage konnte anhand der fünf Vorgaben

– sehr hilfreich – hilfreich – neutral– weniger hilfreich – nicht hilfreich bzw.

– ja – eher ja – teils, teils – eher nein – nein

beantwortet werden.

Darüber hinaus bestand bei allen Fragen die Möglichkeit, sich der Aussage zu enthalten.

Bei einer Frage bestand die Möglichkeit der Mehrfachnennung.

Bei zwei weiteren Fragen bestand die Antwortmöglichkeit, frei zu formulieren.

Der Fragebogen ist inkl. Antworten und Auswertung hier abzurufen.

Response

Von den insgesamt 32 Schulen, die gebeten wurden, an der Erhebung teilzunehmen, beteilig­ten sich Mitarbeiter*innen aus 18 Schulen. Insgesamt füllten 80 Personen, Schulleiter*innen, Lehrer*innen und pädagogische Mitarbeiter*innen, den Online-Fragebogen aus, der über die Plattform SurveyMonkey auf der !Respect-Website eingebunden war.

Von den bis zu 47 geschlossenen Fragen (dabei hatten Schulleiter*innen mehr Fragen zu beantworten als andere Personen) wurden sehr viele Fragen ohne Antwort übersprungen. 16 Fragen wurden von keiner einzigen Person beantwortet. Die zentralen Fragen wurden jedoch von einer Mehrheit der Befragten beantwortet.

Auswertung der Antworten auf die zentralen Fragen

Die zentralen Fragen bezüglich der nachhaltigen Wirkung des !SocialSkills-Projekts und seiner Inhalte wurden von einer absoluten Mehrheit der befragten Schulleiter*innen, Lehrer*innen und pädagogischen Mitarbeiter*innen beantwortet. Auch bei den abschließenden zwei offenen Fragen gab es zahlreiche Antworten. Einige weniger zentrale Fragen, vor allem zur Planung, wurden von einem Großteil der befragten Personen übersprungen.

Wie sinnvoll wird das Projekt im Vor- und Nachhinein erachtet

Bereits vor der Durchführung des Präventionsprojekts steht eine große Mehrheit !SocialSkills überaus aufgeschlossen gegenüber. Mehr als 60 Prozent erachten das Projekt als sehr sinnvoll, mehr als 35 Prozent als sinnvoll. (Siehe Abb. 1)

Abb. 1
Abb. 1

Auch nach der Durchführung beurteilen über 97 Prozent der Befragten das Projekt als sinnvoll bzw. sehr sinnvoll. (Siehe Abb. 2)

Abb. 2
Abb. 2

Einbindung der Eltern und Erziehungsberechtigten erwünscht

Nachdem bei nahezu jedem der !SocialSkills-Präventionsprojekte auch ein Infoabend für Eltern und Erziehungsberechtigte stattgefunden hat, halten über 90 Prozent der Lehrer*innen und pädagogischen Mitarbeiter*innen eine weitere Einbindung dieser Gruppe für sinnvoll bzw. sehr sinnvoll. (Siehe Abb. 3)

Abb. 3
Abb. 3

Beurteilung des !SocialSkills-Grundprogramms

Das sechsstündige Konflikttraining für Schüler*innen, die zum ersten Mal an !SocialSkills teilnehmen, erachten über 95 Prozent der befragten Lehrer*innen und pädagogischen Mitarbeiter*innen als sinnvoll bzw. sehr sinnvoll. Lediglich zwei Personen gaben "weniger sinnvoll" als Antwortet an. (Siehe Abb. 4)

Abb. 4
Abb. 4

Beurteilung einzelner Maßnahmen des Schüler*innentrainings

Rollenspiele werden von zu nahezu zwei Dritteln der Befragten als sehr sinnvoll beurteilt. Knapp ein weiteres Drittel hält diese für sinnvoll. (Siehe Abb. 5)

Abb. 5
Abb. 5

Das Erlernen gewaltfreier Befreiungstechniken aus körperlicher Bedrängnis als Alternative zum Treten, Schlagen oder Schubsen halten über ein Drittel der Befragten für sehr sinnvoll. Knapp die Hälfte der Lehrer*innen und pädagogischen Mitarbeiter*innen bezeichnen dies als sinnvoll. 16 Prozent beurteilen diesen Lehrinhalt neutral, und lediglich knapp drei Prozent halten die Maßnahme für weniger sinnvoll. (Siehe Abb. 6)

Abb. 6
Abb. 6

Die zahlreichen Partnerspiele in Bewegung im Rahmen des !SocialSkills-Projekts, die den Kindern ein positives Beispiel des respektvollen Kooperierens vor Augen führen sollen, werden von mehr als zwei Dritteln der Pädagog*innen als sehr sinnvoll und von einem weiteren knappen Drittel als sinnvoll erachtet. (Siehe Abb. 7)

Abb. 7
Abb. 7

Die Übungen zur selbstbewussten Körpersprache, Intonation und Wortwahl in Konflikten werden sogar von allen Befragten als sehr sinnvoll (80,6 Prozent) bzw. sinnvoll (19,4 Prozent) beurteilt. (Siehe Abb. 8)

Abb. 8
Abb. 8

Partnerspiele mit Materialien, Berührungsspiele, Übungen zum Ausdrücken von Gefühlen und Wünschen, die alle das Ziel der Kommunikationsförderung der Kinder untereinander haben, erscheinen 97 Prozent der Befragten sehr sinnvoll bzw. sinnvoll (56,7 Prozent bzw. 40,3 Prozent). (Siehe Abb. 9)

Abb. 9
Abb. 9

Auch moderierte Gesprächskreise zu so wichtigen Aspekten wie Medienkonsum, Kämpfen auf dem Schulhof, Hilfen in Konfliktsituationen und Maßnahmen gegen Ausgrenzung und Mobbing werden überwiegend positiv beurteilt – wenn auch etwas weniger positiv als die Spiele und Übungen in Bewegung. Jeweils mehr als ein Drittel der Befragten beurteilen diese Lehreinheiten als sehr sinnvoll bzw. sinnvoll. Knapp 18 Prozent sehen sie neutral und lediglich drei Prozent halten sie für weniger sinnvoll. Knapp zehn Prozent der Pädagog*innen machten bei dieser Frage keine Angabe. (Siehe Abb. 10)

Abb. 10
Abb. 10

Teilnahme von Klassenleitungen und anderen Pädagog*innen

Die Hospitation beim !SocialSkills-Schüler*innentraining beurteilten knapp 40 Prozent der befragten Pädagog*innen als sehr hilfreich für ihre eigene Arbeit mit den Schüler*innen und gut 40 weitere Prozent als hilfreich. (Siehe Abb. 11)

Abb. 11
Abb. 11

Mehr als 95 Prozent der Pädagog*innen äußerten, dass sie auch persönlich in der Bewältigung sozialer Aufgaben mit ihren Schüler*innen profitieren. Jeweils knapp 40 Prozent antworteten hier mit "ja" bzw. "eher ja", 20 Prozent mit "teils, teils". (Siehe Abb. 12)

Abb. 12
Abb. 12

Was bei Anschlussprojekten gewünscht wird

Bzgl. der Frage nach zukünftig gewünschten Maßnahmen sind keine prozentualen Angaben möglich, da Mehrfachangaben möglich waren. Der Baustein "Schüler*innenkurs zur Auffrischung in der folgenden Jahrgangsstufe" wurde am häufigsten genannt, insgesamt 47 Mal. Demgegenüber wurde die Auffrischung in der übernächsten Jahrgangsstufe nur viermal gewünscht. Arbeitsmaterialien wie Bücher, Handouts und E-Learning wurden immerhin noch sechsmal genannt, Netzwerktreffen mit anderen Schulen und zukünftige Fortbildungsnachmittage nur zwei- bzw. dreimal. (Siehe Abb. 13)

Abb. 13
Abb. 13

Antworten und Kommentare auf offene Fragen

Die Frage danach, welche Schulungsinhalte für Schüler*innen besonders wichtig erscheinen, wurde von 52 der insgesamt 80 an der Befragung teilnehmenden Personen beantwortet. Hervorzuheben ist hier, dass insgesamt 16 Mal die Stopp-Regel explizit genannt worden ist.

Bei der zweiten offenen Frage nach persönlichen Anmerkungen, Anliegen und Vorschlägen gab es Antworten von 32 der insgesamt 80 an der Befragung teilnehmenden Personen.

Hier wurde mehrfach vorgeschlagen, den Sprachanteil bei den Spielen und Übungen zu reduzieren und diese beispielsweise durch Visualisierungen einfacher verständlich zu machen. Hierzu passt auch, dass zwei Befragte gewünscht haben, noch mehr Bewegung in das Schüler*innentraining einzubauen.

Folgenden Kommentar möchten wir hervorheben: "Ich wünsche mir noch mehr Anregungen/Materialien für weitere Unterrichtsfächer außerhalb des Sportunterrichts." Dieser Wunsch hat das !Respect-Trainer*innenteam veranlasst – selbstverständlich auch angesichts der durch Corona bedingten eingeschränkten Sport- und Bewegungsmöglichkeiten –, nach !SocialSkills-Inhalten zu suchen, die in verschiedene Unterrichtsfächer eingebaut werden können.


Ausblick

Bei der Auswertung der Befragung ließen sich einige methodische Schwächen erkennen, die bei einer weiteren Evaluation vermieden werden sollten. Hier ist vor allem hervorzuheben, dass offensichtlich zu viele Fragen gestellt worden sind. Insgesamt 16 Fragen wurden von keiner einzigen Person beantwortet. In der vorliegenden Form ist die Evaluation zu umfangreich und mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen auf Dauer nicht zu bewältigen.

Wissenschaftliche Begleitung wünschenswert

U. a. aufgrund der begrenzten finanziellen und personellen Ressourcen des !Respect e. V. ist eine Zusammenarbeit mit einer Hochschule wünschenswert. In der Vergangenheit hatte der gemeinnützige Verein bereits mehrere Hochschulen diesbezüglich kontaktiert. Mit dem Lehrstuhl für Public Health der Medizinischen Hochschule Hannover steht man nach wie vor in engerem Kontakt. Bisher fehlen jedoch die finanziellen Mittel für eine umfangreiche wissenschaftliche Evaluation. Auch fand sich bisher keine Student*in, die im Rahmen einer Master-Arbeit das Thema behandeln wollte. Vielleicht kommt es ja in Zukunft dazu. So könnte man auf wissenschaftliche Expertise zurückgreifen. Methodische Fehler könnten besser ausgeräumt werden. Zu überlegen wäre beispielsweise, ob man mit einer persönlichen Befragung konstruktivere Ergebnisse erzielen könnte.

Einbeziehung von Eltern und Erziehungsberechtigten sowie Schüler*innen

An dieser Stelle soll erwähnt werden, dass im selben Erhebungszeitraum eine weitere Online-Befragung unter Eltern und Erziehungsberechtigten im Anschluss an die Infoabende für diese Zielgruppe stattfand. Da an dieser jedoch lediglich 34 Personen aus insgesamt acht Schulen teilgenommen haben (davon 19 Personen aus einer einzigen Schule) ist diese Befragung nicht detailliert aufbereitet worden. Die Responsequote in dieser Zielgruppe war einfach nicht hoch genug, um valide Aussagen treffen zu können. Obwohl der Fragebogen mit insgesamt sieben Fragen recht kurz war, konnten nicht genügend Eltern und Erziehungsberechtigte zur Teilnahme bewegt werden. Dies müsste sich in einer zukünftigen Erhebung ändern.

 

Neben der Einbeziehung von Eltern und Erziehungsberechtigte könnte man bei einer zukünftigen Evaluation selbstverständlich auch die Hauptzielgruppe direkt berücksichtigen: durch eine Befragung der Schüler*innen selbst.