Schulatmosphäre gestalten: Ein Schulentwicklungskonzept für mehr Wohlfühlen und weniger Gewalt

Zum Thema Schulatmosphäre und Schulentwicklung haben wir vor kurzem im Newsletter PRO Schule News einen Artikel gefunden, den wir so passend finden, dass wir ihn im Nachfolgenden direkt zitieren:

"Schulatmosphäre: 'Damit sich alle an unserer Schule wohlfühlen'

Die Wirkung der erzieherischen Maßnahmen einzelner Lehrer verpufft, wenn sie nicht mit Maßnahmen auf Klassen-, Schul- und Elternebene abgestimmt sind. Entwickeln Sie deshalb für Ihre Schule ein Gesamtkonzept, durch das die Schule zum Lebensraum für Ihre Schüler wird, in dem sie sich geborgen und wohlfühlen und in dem Gewalt keinen Platz hat.

Beteiligen Sie an diesem Projekt von vornherein neben den Lehrern alle Betroffenen, also Ihre Schüler (altersgemäß, SMV, Klassenvertreter) und die Eltern (Elternrat). Nehmen Sie deren Vertreter in eine Steuergruppe 'Schulatmosphäre' auf.

In das Schulentwicklungsprogramm integrieren

Gestalten Sie Gewaltprävention und das Schaffen einer positiven Schulatmosphäre als Schulentwicklungsprozess, und integrieren Sie dieses Vorhaben in Ihr Schulentwicklungsprogramm.

Entwickeln Sie Ihre Schulatmosphäre schrittweise

Eine Konzepterstellung erfordert eine professionelle Moderation, die effizient zum Ziel führt. Gehen Sie schrittweise vor, damit sich die Teilnehmer ausgehend von der Bestandsaufnahme auf ein Gesamtkonzept einigen, mit dem sie sich identifizieren können. Gehen Sie in 6 Schritten vor.

1. Schritt: Stellen Sie die Ausgangs­lage fest

Wie sieht es an unserer Schule mit Gewalt und Verhaltensauffälligkeiten und auf der anderen Seite mit einer positiven Schulatmosphäre aus? Stellen Sie diese Bestandsaufnahme an den Anfang.

Methode: 'Stärken-Schwächen- Bilanz' mit Kartenabfrage

Auftrag: Schreiben Sie auf grüne Karten das, womit Sie in Bezug auf die Schulatmosphäre und den Umgang miteinander an unserer Schule zufrieden sind. Schreiben Sie auf rote Karten, wo Sie Veränderungsbedarf in Bezug auf die Schulatmosphäre und den Umgang miteinander an unserer Schule sehen; als Schlagwort in großer Schrift.

Ergebnis: Pinnen Sie die Karten an. Achten Sie bereits beim Aufhängen auf eine Clusterung, sodass inhaltlich ähn­liche Karten beieinanderhängen.

Zusammenfassung: Beleuchten Sie die Ergebnisse der Bilanz in einer kurzen Diskussion. Lenken Sie den Blick der Kollegen zunächst vor allem auf die aufgelisteten Beobachtungen eines positiven Schulklimas. Nutzen Sie die Gelegenheit für ein angemessenes Lob. Betrachten Sie dann die Negativseite, deren Kartenaufschriften auf Veränderungsbedarf aufmerksam machen. Schließen Sie mit einer Zusammenfassung, an deren Ende Sie zur Zielfindung überleiten.

2. Schritt: Legen Sie Ziele fest

Finden Sie in einer ausführlichen Dis­kussion Ziele, wie sich Ihre Lehrer eine positive Schulatmosphäre vorstellen und woran z. B. Schüler, Eltern oder Besucher diese erkennen würden. Halten Sie diese Ziele auf einem Flipchart fest. Ein Jahr später dienen sie als Qualitätsrahmen für eine interne Evaluation. Bearbeiten Sie nun die Handlungsfelder, in denen Veränderungen stattfinden sollen.

Methode: Schreibspaziergang

Vorbereitung: Beschriften Sie Flipcharts mit dem Satzanfang 'Wir wollen erreichen, dass …' Setzen Sie dann die verschiedenen Handlungsfelder ein, die sich aus der Kartenabfrage ergeben haben, in denen die Schulatmosphäre be­einflusst werden soll.

Verteilen Sie diese Plakate im Raum, und legen Sie je einen dicken Filzstift dazu.

Auftrag: Bitte finden Sie sich in ungefähr gleich großen Gruppen vor den Plakaten ein. Tauschen Sie Ihre Meinung aus, welches Ziel in Bezug auf die Schulatmosphäre wir in dem jeweiligen Feld anstreben sollten. Schreiben Sie eine oder mehrere Ideen auf das Plakat. Nach 7 Minuten ertönt ein Klingelzeichen. Dann gehen Sie im Uhrzeigersinn zum nächs­ten Plakat. Tauschen Sie sich auch hier wieder aus, und tragen Sie Ihre Vorschlä­ge für Zielsetzungen ein. Wir wechseln so oft, bis sich jede Gruppe bei jedem Plakat eingetragen hat.

Ergebnis: Betrachten Sie die Eintra­gungen. Fassen Sie zusammen, welche Ziele vorgeschlagen wurden. Beispielsweise kann ein Ziel im Klassenzimmer sein, in jeder Unterrichtsstunde in einer konzentrierten Atmosphäre zu arbeiten oder dass die Schüler eine Kultur des Helfens entwickeln.

Ziele aktiv formulieren

Zielformulierungen sollten Hand­lungsanweisungen enthalten, z. B.: 'Die Schüler sollen in der Pause Spaß und Bewegung haben.' Vermeiden Sie Negativ­formulierungen wie 'Auf dem Pausen­hof soll es keine Raufereien mehr geben', denn damit ist noch nichts darüber ausgesagt, was es stattdessen geben soll.

3. Schritt: Maßnahmen zur Zielerreichung finden

Um ein Ziel zu erreichen, gibt es meistens mehrere Wege. Sammeln Sie nun Ideen zu solchen Maßnahmen, die zu den vorher gesetzten Zielen führen. Der Gewinn dieser Phase besteht neben den zahlreichen konkreten Ideen vor allem darin, dass die Lehrer untereinander, aber auch mit den Eltern und den Schü­lern ins Gespräch kommen, ihre Sichtweisen austauschen und ihre Meinun­gen kennenlernen. Geben Sie deshalb in dieser Phase genügend Zeit.

Methode: 4-Felder-Schema

Auftrag: Bitte ordnen Sie sich dem Handlungsfeld zu, das Sie bearbeiten möchten, z. B. der Atmosphäre im Klassenzimmer oder der Atmosphäre auf dem Pausenhof. Wählen Sie ein Ziel aus. Finden Sie möglichst viele Maßnahmen, um dieses Ziel zu erreichen. Denken Sie anschließend darüber nach, mit welchen Widerstän­den Sie rechnen müssen und wie Sie dies lösen könnten.

4. Schritt: Erstellen Sie ein Schulkonzept

Manche der gesammelten Ideen lassen sich rasch und unkompliziert verwirklichen. Doch die meisten sind aufwendig und kosten Zeit. Alle auf einmal umzusetzen würde Sie, Ihre Lehrer und Ihre Schüler überfordern. Wählen Sie deshalb die Maßnahmen aus, die Sie im kom­menden Schuljahr bewältigen können.

Methode: Priorisierung durch Punktabfrage: Jeder Lehrer erhält 3 Klebepunkte und ordnet sie seinen Favoriten zu.

5. Schritt: Planen Sie die Umsetzung

Damit aus den Ideen Realität wird, verteilen Sie die Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Die Steuergruppe begleitet die Umsetzung. Ihr kommt eine wichtige Aufgabe zu: Sie sorgt dafür, dass die beschlossenen Maßnahmen nicht im schulischen Alltagsgeschäft untergehen, z. B. durch regelmäßige Sitzungen der Arbeitsgruppen. Sie achtet darauf, dass die Eltern- und Schülervertreter auch weiterhin in die Realisierung eingebunden sind. Wichtige Entscheidungen werden von der Konferenz verabschiedet.

Methode: To-do-Liste mit Zeitplan: Wer macht was bis wann?

6. Schritt: Evaluieren Sie die Umsetzung

Sorgen Sie für Nachhaltigkeit, indem Sie von vornherein festlegen, wie Ihr Konzept 'Schulatmosphäre' evaluiert wird. Ziehen Sie nach der Durchführung der Evaluation am Ende des Schuljahres Konsequenzen für die Weiterentwicklung.

Methoden: gezielte Beobachtungen, Befragungen, Fragebogen, Schüler-Reporter-Team

Fazit

Mit der systematischen Erarbeitung Ihres Schulkonzepts 'Schulklima' und der Einbeziehung aller beteiligten Gruppen legen Sie den Grundstein für eine Schule, in der sich Kinder und Lehrer wohlfühlen."

(Quelle: Newsletter "PRO Schule News", vom 10.10.2024, www.schulleiter.de, Verlag PRO Schule, ein Unternehmensbereich der VNR Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG, Bonn)

 


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