Von der Brennpunkt- zur Vorzeigeschule

Bei der Zusammenarbeit mit Schulen erlebt der !Respect e. V. immer wieder, wie wichtig die Arbeit von Schulleitungen bei der Projektvorbereitung, -umsetzung und -nachbereitung hinsichtlich der Wirksamkeit seiner Präventionsmaßnahmen ist. Das gilt natürlich auch für viele andere Schulbereiche. Mit vorbildlicher Führungsverantwortung lässt sich eine Menge positives bewegen. Ein Beispiel erfolgreicher Wegbereitung, das diesmal nichts mit Prävention zu tun hat, halten wir für absolut berichtenswert:

Schulleiterin Andrea Franke hat zusammen mit ihrem Schulteam die Berliner Willy-Brandt-Schule, die vor zehn Jahren kurz vor der Schließung stand, von einer unbeliebten "Resteschule" im sozialen Brennpunkt mit hoher Arbeitslosigkeit und Kinderarmut zu einem Leuchtturm im Kiez verwandeln können. Dafür ist ihr am 31.03.2025 der Deutsche Lehrkräftepreis 2024 in der Kategorie „Vorbildliche Schulleitung“ verliehen worden.

Das Ergebnis ihrer Arbeit als Schulleiterin ist, dass es allen große Freude macht, in die Berliner Oberschule zu gehen – nicht nur den Schüler*innen, sondern auch den Lehrkräften und allen anderen Mitarbeitenden. Lehrkräftemangel gibt es dank hoher Bewerbungszahlen nicht.

Die konkret messbaren Erfolge sehen so aus: Lag im Schuljahr 2018/2019 die Quote der Jugendlichen, die die Schule ohne Abschluss verließen, noch bei 12,1 %, sind es heute nur noch 3,2. Auch die Zahl der Schulschwänzer*innen hat sich halbiert. Früher wurde nur ein knappes Viertel ihrer verfügbaren Plätze an Erstanmeldende vergeben, in 2025 sind es sämtliche 130 Plätze.

Das Erfolgsrezept ihrer Arbeit sind viele verschiedene Maßnahmen und Stellschrauben, an denen man gedreht hat. Franke sieht sich als Wegbereiterin und hebt die positive Fehlerkultur hervor, d. h. Fehler zu erkennen und Lösungen zu finden, aber auch den Mut zu haben, dabei Fehler zu machen. Sie und ihr Team sind der festen Überzeugung, dass man die meisten Probleme mit kreativem Denken und etwas Entschlossenheit selbstwirksam lösen kann. Jede Schule hätte viel Potenzial, man müsse die Schätze nur bergen.

Franke versucht, ihre Führungsverantwortung vorbildlich zu leben, und vergleicht Schulen mit mittelständischen Unternehmen. Das System Schule sei ihrer Meinung nach gar nicht so starr und man hätte relativ viele Entscheidungsspielräume – "aber vielleicht hat das noch nicht jeder erkannt", meint sie.

Wichtig für den Transformationsprozess in ihrer Schule sei gewesen, dass die Veränderungen von allen Beteiligten gemeinsam getragen worden seien. Zu dem demokratischen Prozess gehörten Befragungen unter Schüler*innen, Eltern und Lehrkräften sowie allen anderen Mitarbeitenden. Denn nur wenn alle an Entscheidungen beteiligt würden, würden diese auch von allen mitgetragen.

Nur mit viel Wertschätzung gegenüber allen Beteiligten konnte man eine erfolgreiche Transformation gestalten. Dabei schwärmt Schulleiterin Franke von ihrem ganzen Schulteam: "Wir haben so viele fleißige Menschen bei uns, die alle dasselbe Ziel haben: die Bildungserfolge unserer Schülerinnen und Schüler. Ich glaube, das ist der Schlüssel zum Erfolg."

Interessant ist, dass Franke knappe Kassen nicht als das Hauptproblem sieht. Die vorhandenen Budgets müssten ihrer Meinung nach nur gut eingesetzt werden.

Ein Interview mit Andrea Franke wurde am Morgen vor der Preisverleihung zur besten Schulleiterin Deutschlands im ZDF Morgenmagazin live ausgestrahlt. Wir finden: sehr sehenswert!


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